Isolation
Isolation in eigenen vier Wänden
Seit einem Jahr sind viele von uns gezwungen die meiste Zeit zu Hause zu verbringen. Daher hat dieser Ort plötzlich viele unterschiedliche Aufgaben bekommen: Arbeitsplatz, Lernplatz, Schlafplatz, Fitnessraum, Essplatz, ... Ich bin neugierig geworden, wie Menschen damit umgehen. Ob es für die Meisten anstrengend ist, oder andersrum viele andere Möglichkeiten bietet (man spart Zeit, es ist alles ums Eck).
Für mich persönlich wird mein Zuhause langsam zu einem Gefängnis, obwohl es eigentlich das sicherste und gemütlichste Ort seien sollte. Mir fällt es schwer die Zeit richtig einzuplanen, ich kann mich gar nicht auf eine Sache konzentrieren, ich fühle mich eingeengt, die Wände drücken auf mich.. Die meiste Zeit bin ich mit mir selber beschäftigt, das tut mir nicht gut.
Kommentage von den Portraitierten:
"Für eine introvertierte Person wie ich war der Lockdown erstmal eher der Himmel als die Höhle. Als Kind war ziemlich einsam und konnte mich mit meinen zahlreichen Hobbys die Zeit ziemlich gut vertreiben. Doch irgendwann hat sich jene Beschäftigung im Lockdown ausgeschöpft. Irgendwann kam die Frustration, weil ich nicht mehr mein Job ausüben konnte (Regieassistenz im Theater). Erst dann habe ich wirklich verstanden, wie sehr mich meine Arbeit ausmacht. Dann habe ich angefangen sich Fragen zu stellen, ob ich alles in meinem Leben richtig mache ( die Kunst ist ja anscheinend nicht mehr „Systemrelevant“). Wer ich bin, warum, weshalb. Doch egal wie frustrierend es alles für mich war, habe ich auch was gelernt. Ich bin nicht so introvertiert, wie ich dachte. Ich brauche Menschen. Für Impulse, Umarmungen und Liebe. Dies ist eine der wenigen waren Dinge, die in unserem Leben gibt."
"Verglichen mit dem ersten Lockdown fühle ich mich sehr einsam und habe großes Verlangen danach mich mit Freunden zu treffen, essen zu gehen und was man halt sonst so macht. Das war im ersten Lockdown ganz anders, ich habe die entschleunigung genossen und habe mehr Zeit damit verbracht Bücher zu lesen und zu malen. Das hält aber niemand so lange aus, vorallem nicht extrovertierte Leute."
"Ich fühle mich in meinen vier Wänden gefangen." Stell dir vor, es wären wirklich nur vier Wände. Ohne Decke, ohne Boden. Könntest du dann den Himmel und den Erdboden sehen oder vielleicht deine Nachbarn? Wie wäre das? Ich mag meine vier Wände, die Decke und den Boden. Sie können eingrenzen, sie können aber auch schützen.Ich habe da aber wohl einfach ziemlich Glück."
"Umgeben von ständiger Ruhe, Eintönigkeit, Einsamkeit. Ich fühle mich manchmal allein, ungeliebt, verloren. Ich weis oft nicht was ich tun kann, da alles irgendwie falsch ist. Ich bin umgeben von den selben vier Wänden, Tag ein, Tag aus. Manchmal allein. Manchmal zu zweit. In der Nacht sollte man sich erholen, aber von was, frage ich mich. Vom einsam sein?"
Meine eigene Gedanken zum Thema "Isolation":
- Ich habe mich gefangen zu Hause gefühlt, wie in einem Gefängnis.
- Ich war neugierig, wie andere Menschen mit der Situation umgehen, daher habe ich angefangen Menschen durch Zoom zu diesem Thema fotografieren.
- Ich habe nach Menschen gesucht, die mich verstehen und meine Gefühle nachvollziehen können.
- Es war anfangs eine gute Ablenkung. Doch es hielt nicht lange.
- Da das Thema mich sehr persönlich getroffen hat, war es schwer die Motivation beizubehalten und weiterzumachen.
- Viele wollten über das Thema nicht sprechen. Es war nicht leicht Models zu finden.
- Mit jeder Absage, stieg meine Unsicherheit.
- Daher stellte ich mich selbst vor die Kamera.
- Blau-Rosa stehen für Sehnsucht, Traum, Unsicherheit.
- Sehnsucht nach der Freiheit.
- Was für ein großes Wert die Freiheit hat.
- Einsamkeit war der ständige Begleiter des Alltags.
- Ich lebte unter einem Schleier. Mir fehlte die Luft zum Atmen.
- Es blieb nur die Hoffnung auf etwas Gutes. Die Hoffnung darauf, dass es irgendwann zu Ende geht.
- Oft füllte ich mich, wie ein Riese versperrt in einem Schuhkarton.
- Ich wollte nur raus.
- Mit der Einsamkeit tauchen Gedanken auf, die man nie vor sich sehen wollte.
- Statt der Wünsche und Ziele kamen Unsicherheit, Zweifel, Kontrollverlust und Angst.
- Ich fühlte Distanz zu der ganzen Welt dort draußen.
- Einsamkeit ist ein Alptraum.
- Ich kämpfte damit keine Schritte zurück zu machen, wo es mir schon so schwer gefallen ist diese mühevolle Schritte Vorwärts zu erreichen.
- Stabilität wurde zur Illusion.
- Mit der Zeit verlor ich das Ziel nach Menschen zu suchen, die sich genauso gefühlt haben. Die fotografierten Personen wurden zu meinen Schauspielern, die meine Geschichte erzählt haben, meine Ängste gezeigt haben und meine Sprache gesprochen haben. Die vertraute Umgebung von meinen Models, Ihr Zuhause, wurde zum Bühnenbild meiner Geschichte.
- Das Zuhause wird zu einem Bühnenbild. Jede Ecke richtete man zu einem Ort für verschiedene Situationen: Esstisch wird gleich zum Büro, Teppich wird zum Fitnessraum, Couch wird zum Schlafzimmer.
- Um etwas mehr Bewegung in den Tag zu bringen, ging ich ständig hin und her, hin und her.
- Staub hat noch nie so eine große Bedeutung in meinem Leben gespielt. Es ist überall, egal wie oft man putzt.
- Um nicht verrückt zu werden, braucht man Disziplin. Diese Zeit braucht Disziplin.
- Die Zeit bekam einen anderen Rhythmus. Das Leben hat man auf Pause gedrückt.
- Man konnte sich selber nicht erkennen. Es blieb nur zu warten, bis es zu Ende geht.
- Man war ein Körper ohne einen stabilen Halt.
- Das Leben war irritierend und nicht mehr real.
- Ich muss stark bleiben. Alles hat doch seinen Grund, oder?
- Oft versteckte ich mich in einer anderen Realität: in Filmen, Serien. Ich habe zugeschaut, wie andere das Leben leben, für eine kurze Zeit gab es mir ein gutes Gefühl. Aber ist das unsere Zukunft? Virtuelle Realität, Unterricht über Zoom, Familienabende per WhatsApp, Fotografie über FaceTime und aufregende Erlebnisse in Filmen? Somit verliert man das Vertrauen an sich selber, an seine Möglichkeiten, an seine Fähigkeiten und seine Kenntnisse… Vielleicht ist sie es wirklich, die Zukunft. Und vielleicht ist es gar nicht schlimm. Aber es macht Angst.