Spurensuche in Tschernobyl

Fotodesign
5 Semester
Bildjournalismus Projekt >Heimat<, WS 2019/2020
Aufgabenstellung: 
Im Rahmen des Bildjournalismus Projektes >Heimat< bei Renate Niebler war es uns Studenten freigestellt, in welchem Kontext wir dieses Thema bearbeiten wollen. Ich habe mich auf eine Reise in die Sperrzone Tschernobyl begeben.

Spurensuche in Tschernobyl

Die gravierende Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl am 26.April 1986 hatte verheerende Auswirkungen auf Millionen von Menschen im ukrainischen-weißrussischen Grenzgebiet.

Seither gehört Tschernobyl zu den kollektiven Albträumen der Welt.

Die Katastrophe sprengte jedes menschliche Vorstellungsvermögen.

Wie hätte man das unermessliche Leid in Worte fassen sollen ?

Wie die Angst vor einem unsichtbaren Tod, der blühende Wiesen und Wälder verseuchte und Tausende von Opfern forderte ?

Was sich in Tschernobyl am meisten einprägt ist das Leben >danach<:

Städte ohne Menschen, Häuser ohne Menschen, Relikte des menschlichen Daseins, Wege ins Nichts, Telegrafendrähte ins Nichts.

Man fragt sich : Was ist das - Vergangenheit oder Zukunft ?

Meine erste Fahrt in die Zone…

Es war im Dezember 2019.

Vögel sangen, die Bäume trugen Nadeln, Städte und Dörfer lagen vor mir. Alles wirkte sehr vertraut.

Doch etwas fehlte: Die Menschen.

Schon am ersten Tag sagte man mir, ich solle mich fern halten von Moos, da dieses die Strahlung besonders gut absorbiere.

Auch Berühren sollte ich nichts.

Der Tod lauerte überall, aber dieser Tod ist irgendwie anders.

Radioaktivität ist unsichtbar, lautlos und ohne Geschmack.

Evakuierte Menschen berichten, dass sie ihr Leben lang Krieg (im kalten Krieg) geführt hatten oder sich auf einen vorbereitet haben.

Und dann ?! Das Feindbild hatte sich verändert. Sie hatten plötzlich einen unbesiegbaren neuen Feind.

,,Die Sonne scheint. Kein Rauch, kein Gas. Es wird nicht geschossen. Ist das etwa Krieg ? Und trotzdem sind wir Flüchtlinge… . Die vertraute Welt - eine unbekannte Welt “, so eine evakuierte Frau, 1986.

Die Menschen sind weg aus der heutigen Sperrzone.

Verfallende Relikte zeugen von einer damals blühenden Hightech-Stadt.

Mit dieser Arbeit möchte ich sowohl zum zum Nachdenken anregen als auch zum Gedenken an die ungezählten Opfer der mensch-gemachten Katastrophe.

Die abgebildete Morbidität sehe ich als Mahnmal, gegen eine bedingungslose Technik Gläubigkeit.