This ain´t no masterplan. Ein Manifest über die Minimalanforderungen an urbanen Raum
Wir bewegen uns in einer Welt die dominiert wird von Wandel. Die globale Erwärmung unserer Erde trägt täglich dazu bei, dass Wetterextreme und wetterbedingte Naturkatastrophen zunehmen, immer mehr Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren und zu Flucht und Migration getrieben werden. Sowohl klimatische als auch technologische Veränderungen geschehen in rasantem Tempo, wodurch sich der Fokus oft von einer bestehenden Konstante abwendet. Nämlich Beziehungen und Kommunikation als Basis menschlichen Miteinanders und Ankerpunkt unserer Gesellschaft. Die Urbanisierung hat sich drastisch verschoben. Unsere Städte explodieren und die Weltbevölkerung wächst jede Sekunde. Laut dem UN-Habitat, dem Programm der Vereinten Nationen für menschliches Siedlungstum, werden bis 2030 ganze 6 von 10 Menschen weltweit in städtischen Gebieten leben. Der urbane Raum befindet sich vor neuen ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und auch räumlichen Herausforderungen. Welche Räume zur individuellen Entfaltung können uns Städte bieten und welche fundamentalen Werte vermitteln Sie?
Raum muss sich in so einem Zeitalter weiterentwickeln und den Fokus verstärkt auf seine soziale Relevanz richten. Welchen Anforderungen muss urbaner Raum gerecht werden, um als Plattform für Begegnung und Austausch dienen zu können?
In seiner “Theorie der Alltagspraktiken” versucht Michel de Certau die “unheimliche Vertrautheit mit der Stadt” zu verstehen und erklärt was den Ort von einem Raum zu unterscheiden vermag. “Ein Ort ist also eine momentane Konstellation von festen Punkten. Er enthält einen Hinweis auf eine mögliche Stabilität. [...] Ein Raum hingegen entsteht, wenn man Richtungsvektoren, Geschwindigkeitsgrößen und die Variabilität der Zeit in Verbindung bringt.“ (Certeau, Michel de: Kunst des Handelns, 1988) Er ist also ein Geflecht von Elementen, die sich bewegen, und deren Bewegung ihn in ihrer Gesamtheit erfüllen. Diese Artikulation menschlicher Raumerfahrung lässt aus Orten, die von Objekten statisch geprägt sind, Räume werden. Diese werden durch menschliche Interaktion, Handlung und dessen Erzählung charakterisiert.
Raum muss den Anforderungen des Alltags, den Bedürfnissen des Menschen und den Bedingungen der Umwelt gerecht werden. Es ist an der Zeit den Fokus auf neue Räume zu richten. Räumen in denen sich soziale Systeme entfalten können. Wir müssen unseren Blick vom gewohnten abwenden und uns neuen Inspirationen zuwenden. Sozialen Systemen die ab vom Radar auf menschlichen Beziehungen aufbauen und sich ihren urbanen Raum annehmen. Diese Arbeit ist kein Masterplan für einen neuen Stadtbegriff sondern ein Manifest, das die minimalen Anforderungen an urbanen Raum als Basis menschlicher Interaktion neu definiert.
Es soll einer Bandbreite von Nicht-Experten die Augen öffnen und Ihnen aufzeigen wie wir uns öffentlichen Raum annehmen können. In Fallbeispielen, Anwendungsbeispielen und sowohl wissenschaftlichen als auch journalistischen Texten sollen 9 Thesen gestützt und veranschaulicht werden, welche einen neuen urbanen Raumbegriff, der sich auf menschliche Beziehungen in dessen gebauter Umwelt rückbesinnt, beschreiben.
Als interdisziplinärer Studiengang konzentriert sich der Master Advanced Design auf eine interkulturelle Auseinandersetzung mit einem neuen Designbegriff, der auf gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Probleme reagieren muss. Er entfernt sich von dem Entwerfen reiner Dinglichkeiten und richtet seinen Fokus auf den kreativen Entwurfsprozess sozialer Systeme. Dieses Konzept ermöglicht uns, Hanna Gritsch und Sabrina Tafelmeier, eine Zusammenarbeit in der Industriedesign auf Architektur trifft. Mit zwei Köpfen aus zwei Disziplinen machen wir ein Thema zugänglich, welches uns zum Einen persönlich beschäftigt und zum Anderen einen großen Stellenwert in einer sich verdichtenden Welt haben muss.